Geburt bei den Poitou-Rieseneseln im Allwetterzoo Münster: Freude und Sorge um ein knuddeliges Fohlen

Ausgerechnet zur besucherstärksten Zeit begann bei „Pamina“, der siebenjährigen Poitou-Riesenesel-Stute im Allwetterzoo, die Geburt ihres ersten Fohlens. Etwa gegen 14.30 Uhr am 4. August platzte die Fruchtblase. Bald sah man auch die Füße des Neugeborenen. Weil der Geburtsvorgang ins Stocken kam, entschloss sich Tierarzt Carsten Ludwig, „Pamina“ von der Außenanlage in den Stall führen zu lassen. Dort leistete er schließlich aktive Geburtshilfe und zog das Fohlen auf die Welt. Es wurde von Tierarzt und Tierpflegern trocken gerieben und dann von Mutter „Pamina“ zur Begrüßung abgeleckt. Leider machte das weibliche Fohlen anfangs keine Anstalten, auf seine vier Beine zu kommen. Es brauchte hierfür mehr als zwei Stunden! Kräftigere Neugeborene stehen oftmals schon nach 30 Minuten auf den Beinen.

„Pamina“ kümmert sich liebevoll um ihr Fohlen, doch Probleme bereitet derzeit noch die mütterliche „Milchbar“. Die Zitzen liegen bei „Pamina“ recht hoch, sie mussten der Kleinen regelrecht gezeigt werden. Zoomitarbeiter halfen nach und legten das Fohlen an, doch dabei wurde „Pamina“ bislang stets unruhig und wehrte ihren Nachwuchs ab. Offensichtlich hat die Stute auch wenig Milch. Nach einer sorgenvollen Nacht entschloss man sich im Allwetterzoo deshalb am Morgen nach der Geburt zu aktiver Hilfe für das Fohlen. Es wird nun von Zoomitarbeitern mit der Flasche versorgt. Stündlich erhält das Eselchen 200 Milliliter einer speziellen Fohlen-Aufzuchtmilch – auch in der Nacht, dann allerdings nur alle zwei Stunden. Das Fläschchen wird neben die mütterlichen Zitzen gehalten, damit das Fohlen sich an die Stelle gewöhnt, an der es hoffentlich bald auf natürliche Weise satt wird.

 

Die Zoomitarbeiter führen das Fohlen außerdem weiter an „Paminas“ Zitzen und versuchen es dort trinken zu lassen. Und sie melken die Mutter stündlich, damit „Pamina“ sich an das Berühren ihrer Zitzen gewöhnt. Zudem wird durch das regelmäßige Melken „Paminas“ Milchproduktion angeregt. Abgemolken werden jeweils ungefähr 100 Milliliter und mit der Fohlen-Aufzuchtmilch gemischt verfüttert. Für das Gedeihen des Fohlens ist die Muttermilch äußerst wichtig. Mit nur 22,4 Kilogramm liegt das Geburtsgewicht des Fohlens an der unteren Grenze, deshalb ist das Zufüttern unbedingt notwendig für sein Überleben. Kräftige Riesenesel bringen bei der Geburt etwa 30 Kg auf die Waage, Hengstfohlen gar um die 40 Kg.

 

„Pamina“, die frischgebackene Eselmutter, wurde am 10. Juni 2003 im Allwetterzoo geboren. Gedeckt wurde sie vor gut einem Jahr bei einem Privathalter an der Loreley, weil der Zoo keinen Hengst bei den Poitou-Rieseneseln hält. Die Tragezeit liegt in der Regel zwischen 365 bis 380 Tagen. „Pamina“ hat genau 374Tage gebraucht. Vorerst wird man Mutter und Fohlen nicht sehen können. Beide sind in einem Stall im Kinder- und Pferdepark untergebracht. Sowie das Fohlen stabil ist und die Mutter es trinken lässt, dürfen die Beiden nach draußen.

 

Außer „Pamina“ leben noch drei weitere Eselstuten im Kinder- und Pferdepark im Allwetterzoo sowie „Fridolin“, ein kastrierter, nicht reinrassiger Riesenesel. Die Poitou-Riesenesel sind mit einer Schulterhöhe bis zu 155 cm sehr groß und machen ihrem Namen damit alle Ehre. Auffällig ist ihr langes, oft zotteliges Fell, das meist kastanienbraun gefärbt ist. Auch die großen Ohren sind stark behaart, die Augen verschwinden fast vollständig unter den üppigen Stirnlocken. Durch dieses plüschtierartige Aussehen sorgen die Esel bei kleinen und großen Zoobesuchern immer wieder für Entzücken.

 

Im Allwetterzoo bewohnen die friedlichen „Riesen“ gemeinsam mit robusten Hauspferden eine große Anlage direkt neben dem Pferdemuseum. Sie lassen sich gern streicheln und werden oftmals am Halfter durch den Zoo geführt. Ursprünglich stammen Poitou-Riesenesel aus Südwestfrankreich. Wegen ihrer Größe verwendete man sie lange für die Zucht von Maultieren, indem man sie mit Pferden kreuzte. Nachdem in der Landwirtschaft Zug- und Arbeitstiere durch Maschinen ersetzt wurden, verlor man das Interesse an den Rieseneseln. Zum Glück erhalten einige Privatzüchter und Zoos sie bis heute.